02 August 2008

Neulich




Es ist Anfang Juli.
Am Walnußbaum sind die Nüsse noch grün und weich.
Wenn man keine Ahnung von Nußbäumen hat wundert man sich über die hübschen grünen Nüsse. Fast könnte man sie für kleine Limetten halten die
immer im Caipirinha schwimmen.
Mit grünen Nüssen läßt sich ein Walnuss-Likör ansetzen.
Das Rezept ist einfach:
8 grüne Walnüsse klein schneiden, 1 l Wodka oder anderer klarer Schnaps, 1 Stange Zimt, 20 g Nelken, 1 Teel. geriebener Muskat, 300 g feiner Zucker.
Alle Zutaten außer dem Zucker in ein Einmachglas füllen und an einem warmen Platz sechs Wochen ziehen lassen. Während dieser Zeit bekommt der Inhalt des Glases eine dunkle Farbe. Den Zucker in der Einlegeflüssigkeit auflösen und alles fein durch-seihen, wobei Nüsse und Gewürze entfernt werden. Den Likör in kleinen Flaschen aufbewahren und nach besonderen Mahzeiten servieren.
Ich schneide die Nüsse klein, fülle sie samt Gewürzen in die Wodkaflasche.
Am nächsten Morgen ärgere ich mich über meine verfärbten Finger.
Die grünen Nüsse färben die Fingerspitzen bis unter die Fingernägel in einem kräftigen Braun.
Am folgenden Tag soll ich in einer Praxis eine Einprobe anprobieren und gegebenenfalls noch daran Änderungen vornehmen.
Da schäme ich mich, schon jetzt, mit so dunklen Fingern dort hin zugehen.
Ich arbeite mit den Händen an dem, was der Patient dann in den Mund nimmt.
Nichts hilft wirklich die Hände wieder sauber zu bekommen.
Kein Zitronensaft, keine Handwaschpaste, kein Domestos, auch nicht Olivenöl mit Salz gemixt. --- Alles Fehlanzeige.
Ein ganz klein wenig vielleicht, werde die Fingernägel wieder sauber.
Aber der Rest ist noch braun.
Tagsdarauf bin ich pünktlich in der Praxis.
Alle Behandlungszimmer sind belegt.
So werde ich gebeten zu warten.
Weil ich Techniker bin, brauche ich nicht ins Wartezimmer.
Man sperrt mich in das Röntgenzimmer.
Es dauert.
In der Wartezeit zeichne ich das Röntgengerät.
(Zu Hause mache ich es erst farbig).
Endlich geht es los, der Patient ist auf dem Behandlungsstuhl.
Zu meiner Verwunderung paßt die Prothese wunderbar.
So brauche ich meine Hände nicht mal aus den Hosentaschen zu nehmen.
Ein wenig Glück muss man haben und gute Vorarbeit,- das hebt die Laune.
Wunder sind normal, wenn sie ausbleiben ist was falsch gelaufen.