23 September 2006

Kein Krieg



Krieg
Besser nicht!
Ich will hier keine Toten.
Keine Apache-Kampfhubschrauber
die mir aus meinem Kopf entfliegen
und mit viel Getöse die Esstischlampe
umkreisen.
Und aus lauter Übermut mir Löcher
in die Lautsprecherboxen schießen
weil sie dort das Versteck einer Horde
Extremisten vermuten.
U-Boote die in der Duschwanne
auftauchen voll des Schlamms vom
Meeresgrund, zerscherbeln sie mit ihren
Torpedos mein Toilettenbecken.
Und ich kann das dann alles wieder
saubermachen.
Panzerkolonnen unter der Garderobe
wo jetzt eine friedliche Ameisenstraße
verläuft,Panzer richten nun mal
Flurschaden an, auch im Treppenhaus .
Laß mich bloß in Ruhe mit dem Krieg.
Also bei mir zu Hause geht das beim besten Willen nicht.

07 September 2006

Das geheimnisvolle Loch












Es war in der Garage, ganz hinten.
Ich mußte mich noch an dem parkenden Auto vorbeizwängen; dort wo ich eigentlich nichts zu suchen hatte, entdeckte ich ein tiefes schwarzes Loch. Die Entdeckung überraschte, ja erschreckte mich so, daß es mich ein wenig aus dem Gleichgewicht brachte. Zum Hineinfallen war das Loch aber zu klein. Das letzte Mal war hier kein Loch. Das Loch war mit einem Rohr gefasst, das weit in eine grundlose Tiefe zu gehen schien. Wie war es möglich, daß mir das bisher entgangen war? Wer hat es gemacht und für was sollte es sein? Ein Steinchen müßte man hineinwerfen, um zu hören, wie tief es nach unten fällt. Vorsichtig stieß ich mit dem Fuß dagegen und stellte zu meiner Verblüffung fest: Es war nur eine Schale Altöl, die jemand hinten im finstersten Teil der Garage abgestellt hatte,wo Spitzbuben nichts zu suchen haben. An diesem Tag lernte ich: “Traue keinem Loch!“

06 September 2006

Mein Stuhl


Eine Lehne hat er nicht ,vier Beine hat er auch nicht. Ist fast kein Stuhl, ist aber auch kein Hocker. Aber drauf sitzen kann man und das ganz prima.
Dafür hat er zwei Kufen mit denen sich wippen und schaukeln lässt.
Eine Sitzbank, sowie zwei Kniepolster. Mein liebster Schreibtischstuhl.Er kommt aus Norwegen, dort hab ich ihn mir gekauft. Ich wollte ihn zerlegt im Rucksack durch den Zoll schmuggeln. Aber der Anblick uniformierter Zöllner machte mich ehrlich und da hab ich die Quittung vorgelegt und den Rest beglichen. In der Zwischenzeit hat er seine Farbe gewechselt, der blaue Polsterstoff ist einem roten gewichen, innen ist er auch etwas frisch aufgepolstert und ich sitze bis zum heutigen Tag gut drauf.

Die Gedanken sind frei


Uli übte immer Gitarre .“Las uns was singen, sagte sie, welches ist dein Lieblingslied ?“ „Ich kenne kaum Lieder und singen tun wir zu Hause auch nicht.“
Aber für Uli singe ich sogar. Im Film:“ Aus dem Leben eines Taugenichts“ hörte ich das Lied :“Die Gedanken sind frei“, und so wie der Jüngling es dort sang schaff ich das allemal.
Je öfter Uli es mit mir übte, desto besser klang es. Und die romantische Idee, daß sich Gedanken nicht einsperren lassen ist ein idealer Ausgangspunkt für höchst private Unterhaltungen mit einem Mädchen in das man grade gut verliebt ist.
So wie das Lied nach vier Strophen zu Ende ist, wars auch irgendwie mit dem Verliebtsein zu Ende. Jahre später, bei Anne, wirkte dieses Lied in ganz anderer Weise.
Erstens schätzte sie meine Gesangskunst nicht so sehr.
Mußt du immer so schmettern, kannst du nicht normal singen.
Nun, sie konnte auch nicht Gitarre spielen. Was aber weit schwerwiegender war, waren ihre grundsätzlich inhaltlichen Bedenken. Die Einschätzung :“das Gedanken nicht frei seien“, kam aus einer höchst kompetenten spirituellen Ecke. Was dann alles in nächtlichen Küchentischdiskusionen über die Funktion des menschlichen Geistes mündete. Zwar war ich da auch gut verliebt, aber soviel Romantik wie beim ersten mal wars dann doch nicht. Und wie der menschliche Geist funktioniert weiß ich immer noch nicht. Nur manchmal unter der Dusche da bleib ich dabei, dann schmettere ich kräftig: „Die Gedanken sind frei!“

Das fliegende Zimmer


Die Idee vom fliegenden Zimmer

Kann ich eine Flugreise mit diesem Zimmer unternehmen?
Das ist eine der entscheidenden Fragen bei der Besichtigung einer neuen Wohnung.Das spürt man sofort,darüber kann ich aber mit keinem Vermieter sprechen,das macht mann mit sich selbst ab.
Geflogen wird Nachts,am besten bei gutem Wetter nicht unbedingt bei Herbststürmen.
Bei Tage fliege ich nur in Zimmern mit schrägen Velux-Fenster, dann gerne bei Herbststurm.
Rauschender Fahrtwind ist von Vorteil, bringt die Illusion der Geschwindigkeit voran, treibt die Cumuluswolken übern Himmel, jagt kreischende Krähenschwärme dahin und trägt welke lose Blätter in die Dachrinne.
Doch Nachtflug bleibt Nachtflug, ohne Mond und Sterne fehlt mir der unendliche Raum des Universums.
Um diese Räume zu durchkreuzen bedarf es absoluter Konzentration, schließlich ist mein Wohnzimmer voll eingerichtet.Nicht daß in den engen Kurven des interstellaren Raums meine Blumentöpfe von der Fensterbank fallen, die 16 Bilder sollten auch an der Wand hängen bleiben, der riesen Stapel Cd´s nicht mit Getöse auf den Boden krachen.
Aber Kraft meiner Gedanken und der Pracht meiner Flugkapitänsmütze bekam ich mein Zimmer bislang immer sanft und herrlich gelandet.